Stützstrümpfe oder Kompressionsstrümpfe?

Gibt es einen Unterschied zwischen Stütz- und Kompressionsstrümpfen? Welche Strümpfe brauche ich? Werden die Stützstrümpfe massgefertigt? Diese und viele weitere Fragen rund um medizinische Strümpfe werden hier beantwortet.

Stütz- oder Kompressionsstrumpf?

Die Begriffe Stütz- und Kompressionsstrümpfe werden oft gleichbedeutend verwendet. Nicht selten kennen sogar medizinische Fachpersonen den Unterschied nicht und sprechen stets von Stützstrümpfen. Dabei gibt es bedeutende Unterschiede.

Stützstrümpfe haben eine leichte Kompression und unterstützen das Venensystem damit nur gering. Sie werden vor allem zur Vorbeugung getragen und können bei gesunden Venen Beschwerden verhindern. Wer zum Beispiel an einer Messe oder Feier lange stehen muss, hat danach müde, schwere Beine. Mit Stützstrümpfen kann diesen funktionellen Beschwerden effektiv entgegengewirkt werden. Stützstrümpfe können aus unterschiedlichem Material gefertigt sein. Für Damen gibt es sogar Varianten in transparenter Feinstrumpf-Qualität. Für Herren werden blickdichte Strümpfe, oft mit Rippmuster angeboten.

Kompressionsstrümpfe sind medizinisch wirksame Hilfsmittel bei Venenerkrankungen oder lymphatischen Schwellungen. Sie unterstützen den venösen Blutfluss in Richtung Herzen gezielt. Diese Wirkung wird durch einen kontrollierten Druckverlauf erreicht, der an der Fessel sein Maximum hat und zum Oberschenkel hin auf ca. 40% abnimmt. Anhand des Fesseldrucks werden die Strümpfe in Kompressionsklassen unterteilt. Die Kompressionsklassen sind genormt.

Kompressionsklasse 1

18-21 mmHg: Die leichteste Kompressionsklasse wird zur Vorbeugung von Beschwerden, bei Schweregefühlen oder zur Prophylaxe in der Schwangerschaft (wenn keine Krampfadern vorliegen) eingesetzt.

Kompressionsklasse 2

23-32mmHg: Die am häufigsten verschriebene Kompressionsklasse wird bei Krampfadern, in der Schwangerschaft, nach Venenoperationen, bei chronischer venöser Insuffizienz (CVI), bei Thrombosen und abgeheilten Beingeschwüren getragen.

Kompressionsklasse 3

34-46 mmHg: Der relativ feste Druck der Kompressionsklasse 3 wird nur in Ausnahmefällen benötigt. Ausgeprägte Lymphödeme, Lipödeme oder das offene Bein (Ulcus cruris venosum) sind die Indikationen für einen derartigen Strumpf.

Grössensysteme

Stütz- und Kompressionsstrümpfe unterscheiden sich auch in der Art der Grössenbestimmung. Bei den Stützstrümpfen wird die Grösse anhand von Gewicht, Körpergrösse und/oder Schuhgrösse bestimmt. Da diese Methode relativ ungenau ist, haben Stützstrümpfe auch keinen garantierten Druckverlauf.

Anders ist es bei den Kompressionsstrümpfen. Die Grösse wird durch Messen der verschiedenen Beinumfänge bestimmt. Dadurch wird garantiert, dass der Strumpf perfekt ans Bein passt und der Druck gegen oben hin kontinuierlich abnimmt. Das Messen ist relativ einfach und kann problemlos zu Hause selbstständig durchgeführt werden.

Massanfertigungen

Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Kompressionsstrümpfe immer massgefertigt werden. Die allermeisten Beinformen können mit vorkonfektionierten Stümpfen „ab der Stange“ behandelt werden. Das Messen der Beinumfänge ist dennoch unerlässlich, um die passende Konfektionsgrösse zu ermitteln.

Nur in seltenen Fällen, z.B. bei sehr starken Schwellungen oder untypischen Beinformen, ist eine Massanfertigung nötig. Deren Preis beläuft sich schnell auf ein paar Hundert Franken. Deshalb wird wenn immer möglich versucht einen vorkonfektionierten Strumpf abzugeben.

Vergütung durch die Krankenkasse

Kompressionsstrümpfe der Klasse 2 und 3 werden von der Krankenkasse vergütet, wenn eine ärztliche Verordnung vorliegt. Die Grundversicherung erstattet einen von der MiGeL Liste vorgegebenen Betrag für maximal 2 Paar Kompressionsstrümpfe pro Jahr. Strümpfe der Kompressionsklasse 1 und Stützstrümpfe werden von der Krankenkasse nicht vergütet.

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